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schweigen ?

So bin ich unlängst in einer Runde von KünstlerInnen aufgebraust, „Ich will nicht über Politik reden.“

Politik ist ein dummes, scheinheiliges, korruptes, verbrecherisches, ekelhaftes Geschäft. Dafür will ich doch nicht – wenn auch im Negativen – auch noch ein Verstärker sein. Das Geld und die Propagandamaschine kann ich ohnehin nicht übertönen. Lieber totschweigen.

KünstlerInnen haben schließlich ihre ganz eigenen Methoden sich auszudrücken. Sie brauchen sich nicht an der allgemeinen Sprachverwirrung beteiligen.

Tatsächlich bekomme ich innere Krämpfe, wenn ich mir wegen der verbalen Äußerung meiner Ansichten Schelte abholen soll. Schnell ist eine böse Verurteilung da, wenn ich nicht die Mehrheitsmeinung vertrete.

Besonders auffällig ist das seit Corona und noch mehr seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine. Da ist man gleich Rechtsextremist, Nazi, Kommunist, Verschwörungstheoretiker und Schwurbler in einem und dazu noch unverantwortlicher, naiver Pazifist, Vaterlandsverräter … Selbst vermeintliche Freunde können sich nicht beherrschen. Der Intrige, der Perfidie, der offenen Lüge wird keine Grenze gesetzt.

Also lieber schweigen, weil man ja doch nichts daran ändern kann? Vielleicht hören sie dann von selber auf, wenn sie keine Gegner haben?

Ich habe es versucht. Aber einer Runde von KünstlerInnen darf ich nicht das Reden verbieten. Ich kann selber schweigen. Das ist leider sehr schmerzvoll. Da muss ich aufstehen und rausgehen, weil ich sonst explodiere. Das ist das Problem mit dem Schweigen – es tut weh.

Schweigen kann große körperliche und seelische Schäden verursachen.

Ich glaube, es wird mir gut tun, wenn ich wieder meine Meinung äußere statt zu schweigen. Ich kann davon keinen Schaden erleiden. Mein Habitus verrät ohnedies, dass ich nicht zur herrschenden Klasse gehöre.

Für einen Künstler, der das Feld von Kommunikation, Improvisation und Performance beackert, ist Schweigen ohnedies eine Sackgasse.